"IMMER BLAU"
Elias Loeb präsentiert sein neues Album
Mit "Immer Blau" bringt Elias Loeb Ende 2017 das vierte Album heraus und damit sein zweites in deutscher Sprache.
Er erzählt darauf melancholische Geschichten von seilbahnfahrenden Truthahnmädchen, hirnamputierenden Doktoren, dreibrüstigen Damen aus Wachs und geheimer Spinnenliebe. Von frivolen Nächten im Narrenturm, fernen Sternen und dem toten Meer in der eigenen Badewanne aber auch von Blumenkindern im Blumenkasten, ewig grauem Himmel und einem Jahr ohne Frühling.
Kurzum: eine skurrile Sammlung wunderschöner, morbider und ausgefallener Balladen und Gedichte voller verrückter Träume, Herzschmerz und der fatalistischen Suche nach absoluter Harmonie.
Musikalisch schlicht aber doch sehr einfallsreich und melodisch hat Elias Loeb alle Lieder selbst getextet, komponiert und eingespielt: hier ein Cembalo, da ein Glockenspiel und ab und zu ein paar dumpfe Elektronik-Rhythmen, die mit ätherischen Orgelklängen in die düsteren aber niemals zu dunklen Traumwelten führen.
Titel auf dem Album: 1. Immer Blau / 2. Noch einmal schlafen / 3. Doktor oh Doktor / 4. Im Narrenturm / 5. Kein Frühling / 6. Blumenkinder / 7. Arexia / 8. Drei Träume / 9. Immer Blau / 10. Ein fröhliches Lied
Elias Loeb / Immer Blau / AuBuMu / 10,00 Euro
Kurz-Biographie Loeb, Elias
Maskenbildner, Sänger und Songwriter aus Augsburg
Elias Loeb wurde am 30. November 1985 in der Augsburger Altstadt geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er im Schatten der Fuggerei. Er sammelte seine ersten Bühnenerfahrungen in der Augsburger Spielküche. Sieben Jahre lang war er Mitglied bei den Augsburger Domsingknaben. Er lernte dort auch Geige und Bratsche spielen.
In Berlin ließ Elias Loeb sich zum Maskenbildner ausbilden. Zuerst arbeitete er für Film und Fernsehen. Dann zog es ihn zurück in seine Heimatstadt Augsburg, wo er am Theater Augsburg engagiert wurde (September 2008 bis August 2010). Ab September 2010 arbeitete Elias Loeb als Maskenbilder an der Bayerischen Staatsoper in München, die er am 1. September 2013 verließ, um sich als Maskenbildner selbständig zu machen.
Elias Loeb singt "in der Tradition morbider Küchen- und Tränenlieder" Songs von düsteren Begebenheiten und skurrilen Schicksalen. Seine ersten Songs entstanden ab 2004 während seiner Ausbildungszeit in Berlin. Zurückgekehrt nach Augsburg, richtete er sich ein kleines Heimstudio ein und besorgte sich für seine Aufnahmen alte Instrumente.
2011 veröffentlichte Elias Loeb seine erste CD mit zehn eigenen Titeln: Dusty World
2012 präsentierte Elias Loeb seine Single Roberta
2013 veröffentlichte Elias Loeb sein zweites Album: One Hope Too Much
2015 präsentierte Elias Loeb auf der CD Das Herz ist mir zersprungen vergessene Balladen.
2017/November erscheint sein Album Immer Blau
Klare Kaufempfehlung
Geil, dass nach dem Tod von Ludwig Hirsch jemand würdig in dessen Fußstapfen tritt!
Das mittlerweile 4. Album von Elias Loeb ist das 2., auf dem es ausschließlich deutsche Lieder zu hören gibt. Das passt nochmal eine ganze Spur besser als die bereits schon guten ersten beiden
englischsprachigen Alben. Bereits der erste Song "Immer höher" erinnert dermaßen an Ludwig Hirsch (Referenz: "Komm, großer schwarzer Vogel"), dass man meinen könnte, ebendieser ist noch gar nicht
tot, sondern ist halt nach Augsburg gezogen und hat seinen Wiener Akzent abgelegt und stattdessen ein bisschen Augsburgerisch gelernt.
Generell geht es, wie bei Elias üblich, um Tod, Verderben und Groteskes. Wer hier einen 08/15-Songwriter mit den üblichen Durchhalteparolen erwartet, wird gnadenlos
enttäuscht.
Das Album klingt hochgradig depressiv - von vorn bis hinten. Es geht um Kindesmord ("Blumenkinder"), verreckende Meerjungfrauen ("Arexia"), das Knabbern an Lebern ("Im Narrenturm") und behinderte Truthahnmädchen ("Drei Träume"). Also alles ganz smarte Small-Talk-Themen für den nächsten Tratsch in der Betriebskantine, oder?
Musikalisch wird alles recht minimalistisch umgesetzt, sodass der Fokus immer ganz klar auf den krank-morbiden Texten liegt.
Ich kann hier nur eine klare Kaufempfehlung aussprechen! Die 10 Tracks (7 Lieder, 2 gesprochene Zwischensequenzen, ein Instrumental) beinhalten keinen einzigen Lückenfüller.
Wenn ich irgendwas kritisieren könnte, dann ist das höchstens, dass mir die Scheibe etwas zu kurz ist (35 Minuten) und man dem Instrumental vielleicht noch einen Text spendieren hätte
können.
Alles in Allem aber definitiv saustark. Man sollte es bloß nicht hören, wenn man schlecht drauf oder zart besaitet ist.
Highlights: "Kein Frühling", "Blumenkinder" (was für ein Text!) und "Immer blau".
(Andy Kalb, Musiker und Musikkritiker)